Manchmal auch der Anfang. Ob die Silbe „ent“ von der Trennung wegführt oder darauf hinausläuft, ist dem Wortstamm spontan nicht zu entnehmen. So oder so, beim Entscheiden kommt es darauf an, keine halben Sachen zu machen. Denn eines ist sicher:

„Du kannst nicht vorsichtig über einen Abgrund springen. Entweder Du entscheidest Dich zu springen und richtest Deine ganze Konzentration, Dein Können und Dein Vertrauen auf diesen Sprung. Oder Du lässt es.“ Das kann ich Dir als Ultratrail Läuferin, psychologische Beraterin und Rednerin nur wärmstens ans Herz legen.

Ein einfaches Beispiel: Eine Weggabelung ohne Markierungen.

Beim Ultratrail Laufen kommt es immer wieder vor, dass Markierungen von Wanderern mitgenommen, von Kühen gefressen oder vom Sturm weggefegt wurden.

Nun gilt es also schnell – denn Zeit entscheidet im Wettkampf über Sieg oder Niederlage –eine sichere Entscheidung zu treffen. Wie das geht verrate ich im TED-Vortrag „SAFE-Decisions – schnell und clever eine sichere Entscheidung treffen“. Doch Achtung: Die sicherste Entscheidung verfehlt ihre Wirkung, wenn Du gedanklich fortlaufend an ihr zweifelst.

Zurück zur Weggabelung: Wenn ich mich entscheide rechts zu laufen und dennoch ständig überlege, ob links nicht richtig gewesen wäre, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich stolpere, mich verletzte und vielleicht gar nicht mehr weiterlaufen kann, sehr groß.

Dabei sind Zweifel manchmal durchaus berechtigt und wichtig. Mein Tipp: Treffe eine möglichst sichere Entscheidung, verlasse Dich auf Deine Urteilskraft und bestimme einen Checkpoint. Beim Ultratrail Laufen würde ich maximal bis zur nächsten Weggabelung laufen oder die doppelte Entfernung, in der Markierungen vorhanden sein müssten.

Wenn Du am Checkpoint bemerkst, dass Deine Entscheidung „falsch“ war, bleib ruhig und besonnen und entscheide neu.

Solltest Du vorher ein ungutes Gefühl haben, halt an, nimm Dir einen Moment Zeit und frage Dich, woher Deine Zweifel kommen. Wovor hast Du Angst? Hast Du diese Angst bereits in Deine Entscheidung mit einbezogen? Wenn ja, was war ausschlaggebend für Deinen Entschluss? Wenn Nein, handelt es sich um eine objektiv realistische Gefahr oder beruht Dein Zweifel auf einer subjektiven Vorstellung?  Mehr Tipps zum Umgang mit Ängsten bei Entscheidungen bekommst Du im genannten TEDx-Vortrag und natürlich in MINDSET TRAIL, z.B. in der Etappe zum Thema „Mut“.

Dabei erfordert eine Entscheidung gar nicht so viel Mut. Das ist uns nur oftmals gar nicht bewusst. Paul Watzlawick hat einmal gesagt: „Wir können nicht nicht kommunizieren.“ Und ich sage: „Wir können nicht nicht entscheiden.“ Keine Entscheidung ist auch immer eine Entscheidung. Wenn DU nicht entscheidest, entscheidet ein anderer für Dich oder das Leben.  Wenn ich mich an der Weggabelung nicht entscheiden kann, muss ich stehen bleiben. Ich kann auch im Kreis laufen. So oder so, ich komme nicht voran.

Übrigens, ganz oft gibt es mehr als zwei Alternativen. Auch im Falle der Weggabelung: Wer sagt denn, dass ich nicht schon vorher falsch gelaufen bin. Vielleicht finde ich hier deshalb keine Markierung? In meiner TEDx-Rede erkläre ich, warum mehr Möglichkeiten eine Entscheidung nicht unbedingt besser machen. An einer Weggabelung hast du aber immer mindestens drei Optionen. Deshalb steht SAFE im Ultra-SAFE-Konzept für S, wie simple und A wie Attention: Achte auf Denkfehler. In diesem Fall: Vergiss nicht die Vogelperspektive. Mehr dazu und wie das SAFE Konzept bei geschäftlichen Entscheidungen in unsicheren Zeiten (wie aktuell durch Corona) hilft, findest Du in diesem Artikel.

Eins noch: Ob am Berg, im Business oder in Beziehungen: Habe keine Angst vor einer schlechten Entscheidung. Denn gut oder schlecht, das zeigt sich oftmals erst viel später. Welches Glück mir durch eine, zum Zeitpunkt des Entschlusses durchaus schlechte Entscheidung, widerfahren ist, erfährst Du am Ende des TEDx-Vortrags. Viel Spaß beim Entscheiden!